So geht es nicht um ein „Verjazzen“ sondern um einen einfühlsamen Umgang mit den Chorälen. Was das Trio aus ihnen macht, es steckt alles schon im Keim verborgen. Die drei Musiker müssen den Jazz nur noch zutage fördern – er schlummert in den Chorälen seit Jahrhunderten, und das in allen Farben und Facetten – mal freudesprühend, mal innig meditativ, mal trauernd, zagend und mal voller Hoffnung. Wie in „Du meine Seele singe“ von Paul Gerhardt und Johann G. Ebeling das Singen der Seele beschrieben wird, so bringen Klavier, Kontrabass und Schlagzeug die Gemüter der Zuhörer zum Singen und Klingen. Im gleichen Choral heißt es weiter: „Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd, ich will ihn herzlich loben, so lang ich leben werd.“ – dieser Lobgesang spiegelt sich in der harmonisch und rhythmisch bewegten Spielweise des Trios wider.
Advents- und Weihnachtsprogramm
Wohlbekannte und neu entdeckte Lieder zu Advent und Weihnachten erklingen in Verbindung mit Jazz und Improvisation – vom ältesten bekannten deutschsprachigen Weihnachtslied „Sys willekomen, Heirre Kerst“ zum geheimnisvollen „O Tannenbaum, du trägst ein´ grünen Zweig“. Das Trio Bending Times nimmt die Zuhörer mit auf eine weihnachtlich-musikalische Wanderung durch Marias Dornenwald hin zur Krippe, wo schon die Engel singen (und tanzen!): „Der Heiland ist geboren, freut Euch, Ihr Christen all!“
Luther=JAZZ
Obwohl es verboten war, übersetzte Martin Luther die Bibel - das Buch der Bücher - ins Deutsche. Er hat seine berühmten und riskanten 95 Thesen öffentlich gemacht. Als er widerrufen sollte, hat er selbst vor Kaiser und Papst nicht klein beigegeben und stand beinahe unmenschlich fest zu seinen Überzeugungen. So stark wie Luther selbst, so kraftvoll sind auch die Choräle, deren Texte und oft auch Melodien er schuf. Sie sind farbenreich und gleichzeitig klar in der Aussage und derart unverwechselbar in der Melodik, dass sie die Zeiten überdauern konnten und noch heute gern gesungen werden. „Vom Himmel hoch da komm ich her“, „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir!“ – alles Lieder, die auch in unsere Zeit passen und uns etwas bedeuten. Wie stark Luthers eigene Melodien sind, zeigt sich auch in ihrem Potential für mannigfaltige musikalische Bearbeitungen quer durch die Musikgeschichte. Im Lutherprogramm verbindet Bending Times neue Jazzbearbeitungen von Luthers Chorälen mit bemerkenswerten Texten des Reformators und davon inspirierten Kompositionen des Pianisten Christian Grosch.
Jazzfassung des Mozartrequiems – Bending Times & Chor
Mozarts Requiem ist eines der berühmtesten unvollendeten Werke der Musikgeschichte. Während der Komposition verstarb der Meister, dem schon in den letzten zwei Wochen seines Lebens immer mehr gewahr wurde, dass er das Requiem anscheinend für sich selbst schrieb. In der Jazzfassung von Christian Grosch werden alle original von Mozart stammenden Chorstücke in einen neuen musikalischen Zusammenhang gebracht, statt in der klassischen Orchesterumrahmung findet sich der vierstimmige Chor hier in Jazzharmonien und -rhythmen des Trios wieder. Gemeinsam schaffen sie eine neue Symbiose voller Freude und stiller Trauer, von sprühender Lebendigkeit und von tiefsten, fahlsten Abgründen des Todes. Die von Mozart nur fragmentarisch angedeuteten Chorstücke erhielten in der Fortschreibung durch Grosch eine neue moderne Struktur und Melodik, so dass auch der Chor nach und nach selbst in Jazzfarben singt. Gegen Ende des Requiems stehen die beiden Originalkompositionen Groschs „Benedictus“ und „Dona eis requiem sempiternam“ folgerichtig als ein Bekenntnis unserer Zeit. Chor und Trio befinden sich nun ganz in der musikalischen Gegenwart – und blicken in die Ewigkeit.
Dona eis requiem sempiternam – Gib uns die ewige Ruhe …